Verbesserung der Lesefähigkeit
Nicht oder auch nur nicht richtig lesen
zu können, ist neben der Sehstörung eine ebenfalls sehr störende und das
tägliche Leben stark einschränkende Beeinträchtigung. Nun merkt man erst,
bei wie vielen Aktivitäten man auf das Lesen angewiesen ist und wie
selbstverständlich es zum täglichen Ablauf gehört.
Bereits am frühen Morgen, wenn die
Zeitung vor einem liegt wird einem diese Einschränkung nur allzu deutlich
bewusst. Der Besuch des Internets und andere Arbeiten am PC gestalten sich
äußerst schwierig und benötigen sehr viel Zeit und Konzentration. Der
Einkaufsbummel in der Stadt, die normalen Einkäufe im Supermarkt - alle
diese Dinge werden plötzlich anstrengend und beinhalten viele Situationen
mit Unsicherheiten, weil das Lesen nur mühsam und mit äußerster
Konzentration möglich ist.
Freizeitbeschäftigungen wie das Lesen eines Buches, aber auch die mir
sonst als tägliche Beschäftigung lieb gewonnene Teilnahme an
Internetforen, wird regelrecht unmöglich. Zumindest ist dies derart
erschwert, dass nur das Lesen von Überschriften und kurzen Abschnitten in
einem erträglichen zeitlichen Rahmen bleiben.
Gleichermaßen machen sich die Einschränkungen beim Fernsehen bemerkbar, da
eingeblendete Texte, Namen oder sonstiges in Schriftform nicht schnell
genug gelesen werden kann und die Einblendung wieder viel zu schnell
verschwindet.
Daran sieht man, dass die Einschränkungen
vielfach sind und den Tagesablauf nicht gerade unerheblich behindern.
Gleichermaßen ist auf diese Weise keine berufliche Tätigkeit möglich, die
auch nur im geringen Maße auf das Lesen angewiesen ist. Die Sehbehinderung
schränkt hier nochmals deutlich die beruflichen Möglichkeiten ein, so dass
hieraus für einen längeren Zeitraum eine Arbeitsunfähigkeit resultiert,
die erst nach mühsamer Erlangung von Sicht und Lesefähigkeit beendet
werden kann. Die weitere Entwicklung auch hierzu wird im folgenden
Verlaufstelegramm
wiedergegeben.
Um die Einschränkungen beim Lesen noch
einmal kurz darzustellen, eine kleine tabellarische Übersicht:
- Direkt nach dem Schlaganfall war
selbst die richtige Erkennung einzelner Buchstaben nicht oder zumindest
nur kaum möglich.
- Bereits innerhalb der ersten 2 Wochen
erfolgten logopädische Unterweisungen und Übungen, die ein Erkennen
einzelner Wörter ermöglichten. Auch wenn es sich hierbei erst einmal nur
um zumeist kurze Wortgefüge von bis zu 5 Buchstaben handelte.
- Im Verlauf der Reha dann langsame
Steigerungen und Worterkennung auf Zeit. Mühsam sind kleinere Artikel in
Zeitungen und kurze Veröffentlichungen im Internet lesbar. Es wird aber
mehr als die 10-fache Zeit benötigt, wie dies bei einem gesunden
Menschen der Fall ist.
- Im Verlauf des dritten Monats nach dem
Schlaganfall bessert sich das Lesen eines fremden, einfachen Textes
soweit, dass etwa nur noch die 4-fache Zeit benötigt wird. Dies ist
immer im Bezug auf ein lautes, deutliches Vorlesen zu sehen und nicht
auf das schnelle überfliegende Erfassen eines Textes. Hier ist der
Zeitunterschied erheblich höher.
Als problematisch erweist sich hierbei immer noch, beim Lesen in
möglichst kurzer Zeit, auch genug vom Textsinn zu erfassen. Denn derzeit
ist das Gehirn noch hauptsächlich mit allen Ressourcen darauf
konzentriert, den Text als solchen zu erfassen.
- Mit PC-Programmen wird in der
logopädischen Behandlung das schnelle und ganzheitliche Erkennen von
Wörtern und Wortgefügen trainiert, was den Leseablauf dann mit der Zeit
deutlich steigert.
Soweit der Stand nach den ersten 12
Wochen. Die Entwicklung ist ebenfalls dem Verlaufstelegramm auf den
nächsten Seiten zu entnehmen.
Faktoren und Ursachen für das
Auftreten des Schlaganfalls
Vor dem Schlaganfall habe
ich über nahezu 30 Jahre täglich zwischen 20 und 30 Zigaretten am Tag
geraucht. Daher war auch einer meiner ersten Gedanken zu einer möglichen
Ursache mein Zigarettenkonsum. Ich denke auch heute noch, dass mein
Rauchen nicht gerade vorteilhaft für meine Gesundheit war, jedoch liegen
die Ursachen für den Schlaganfall an einer anderen Stelle.
Laut den behandelnden Ärzten wurde die
Vertebralis-Arterie u. U. bereits vor einer längeren Zeit durch äußere
Einwirkung (Stoß, Überdehnung der Halswirbelsäule, etc.) beschädigt. Dies
ist eine Möglichkeit, die auch bis in das Kindesalter zurückreichen kann.
Genauso kann es aber auch noch andere Gründe für den Schaden an der
Arterie geben, der ursächlich für den Schlaganfall war.
Hier kommen erblich bedingte Schwächen (mein Vater erlitt ebenfalls einen
Schlaganfall, jedoch aufgrund der Schädigung eines anderen Blutgefäßes zum
Gehirn) oder eine sonstwie angeborene Schwäche des betroffenen Blutgefäßes
in Betracht.
Letztlich bleibt es aber bei Spekulationen, da ein Nachweis hinsichtlich
des Auslösers der Schädigung nicht erbracht werden kann.
Auch wenn das Rauchen nun nicht der
auslösende Faktor für den Schlaganfall war, so habe ich seit dem 04.
Februar 2008 keine Zigarette oder ein anderes Rauchutensil mehr angefasst.
Erstaunlicherweise fiel mir dies leichter, als anfänglich nach der
Entlassung aus dem Krankenhaus Bardenberg angenommen.
Fazit: Glück im Unglück - ...
und: Was kann man tun?
Nicht richtig Sehen und
Lesen zu können, stellt eine nicht zu unterschätzende Einschränkung im
täglichen Leben dar, die von Außenstehenden meist gar nicht wahrgenommen
wird, bzw. wahrgenommen werden kann.
Die Leseeinschränkung kann man nur erwähnen, ob sie wirklich
nachvollziehbar ist, hängt von jedem selbst ab, der sich versucht in diese
Situation hineinzudenken.
Die Behinderung beim Sehen durch die
Hemianopsie ist leichter zu erklären und für einen gesunden Menschen
letztlich auf folgende Weise selbst nachzustellen, solange man eben einen
glatten halbseitigen Gesichtsfeldausfall simulieren möchte: Man stelle
sich als gesunder Mensch in einem Zimmer so an einen Türrahmen, dass man
mit dem einen Auge am Türrahmen vorbei in den nächsten Raum schaut. Das
andere Auge muss dabei einfach gegen den Türrahmen sehen und somit keine
Sichtmöglichkeit mehr haben. Das, was man nun sieht, ist ungefähr das, was
ein Patient mit einer Hemianopsie als Gesichtsfeld hat.
Eine recht gute Erklärung hierzu findet sich auch bei
Wikipedia.
Trotz allen Einschränkungen ist ein
Zurückziehen und Verzweifeln über die eingetretene Situation ganz sicher
der falsche Weg. Vorwärts kann es nur gehen, wenn man sich selbst aktiv um
Verbesserung bemüht. Hierzu helfen einem hinsichtlich des Sehens die
beschriebenen Übungen und logopädische Unterweisungen und Übungseinheiten
steigern wieder die Lesefähigkeit und damit die Lesegeschwindigkeit.
Wichtig ist die eigene Aktivität, den eingetretenen Zustand zum Guten zu
verändern. Hierzu braucht es viel Geduld und eben auch Zeit.
Denkt derjenige, der "nur" eine oder
beide dieser Einschränkungen hat, einmal darüber nach, was sonst noch an
Behinderungen bei einem Schlaganfall auftreten können, so kann dies nur zu
dem Schluss führen, dass man letztlich doch noch Glück im Unglück hatte.
Den eingetretenen Behinderungen gilt es eben mit Geduld und Ausdauer
entgegen zu treten und gleich, ob durch Remission oder durch neues
Erlernen (Stichwort: Neuroplastizität des Gehirns) eine Besserung
eintritt, diese Einschränkungen zu minimieren oder sogar ganz oder
zumindest weitgehend zu beseitigen.
Die folgenden Seiten zeige meine Erfolge in dieser Hinsicht.
So sollen diese Seiten dem einen oder
anderen, der in einer ähnlichen Lage ist wie ich, Mut machen, mit Geduld,
Ausdauer und dem nötigen Ehrgeiz gegen die gesundheitlichen
Einschränkungen anzugehen, bis wieder ein relativ normaler Alltagsablauf
möglich ist.
Verlaufstelegramm der Hemianopsie (halbseitiger
Gesichtsfeldausfall)
und der Alexie (Leseunfähigkeit)
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