zu Teil 1

   Home

   Zurück

   


Verbesserung der Lesefähigkeit

 

Nicht oder auch nur nicht richtig lesen zu können, ist neben der Sehstörung eine ebenfalls sehr störende und das tägliche Leben stark einschränkende Beeinträchtigung. Nun merkt man erst, bei wie vielen Aktivitäten man auf das Lesen angewiesen ist und wie selbstverständlich es zum täglichen Ablauf gehört.

Bereits am frühen Morgen, wenn die Zeitung vor einem liegt wird einem diese Einschränkung nur allzu deutlich bewusst. Der Besuch des Internets und andere Arbeiten am PC gestalten sich äußerst schwierig und benötigen sehr viel Zeit und Konzentration. Der Einkaufsbummel in der Stadt, die normalen Einkäufe im Supermarkt - alle diese Dinge werden plötzlich anstrengend und beinhalten viele Situationen mit Unsicherheiten, weil das Lesen nur mühsam und mit äußerster Konzentration möglich ist.
Freizeitbeschäftigungen wie das Lesen eines Buches, aber auch die mir sonst als tägliche Beschäftigung lieb gewonnene Teilnahme an Internetforen, wird regelrecht unmöglich. Zumindest ist dies derart erschwert, dass nur das Lesen von Überschriften und kurzen Abschnitten in einem erträglichen zeitlichen Rahmen bleiben.
Gleichermaßen machen sich die Einschränkungen beim Fernsehen bemerkbar, da eingeblendete Texte, Namen oder sonstiges in Schriftform nicht schnell genug gelesen werden kann und die Einblendung wieder viel zu schnell verschwindet.

Daran sieht man, dass die Einschränkungen vielfach sind und den Tagesablauf nicht gerade unerheblich behindern.
Gleichermaßen ist auf diese Weise keine berufliche Tätigkeit möglich, die auch nur im geringen Maße auf das Lesen angewiesen ist. Die Sehbehinderung schränkt hier nochmals deutlich die beruflichen Möglichkeiten ein, so dass hieraus für einen längeren Zeitraum eine Arbeitsunfähigkeit resultiert, die erst nach mühsamer Erlangung von Sicht und Lesefähigkeit beendet werden kann. Die weitere Entwicklung auch hierzu wird im folgenden Verlaufstelegramm wiedergegeben.

Um die Einschränkungen beim Lesen noch einmal kurz darzustellen, eine kleine tabellarische Übersicht:

  • Direkt nach dem Schlaganfall war selbst die richtige Erkennung einzelner Buchstaben nicht oder zumindest nur kaum möglich.
  • Bereits innerhalb der ersten 2 Wochen erfolgten logopädische Unterweisungen und Übungen, die ein Erkennen einzelner Wörter ermöglichten. Auch wenn es sich hierbei erst einmal nur um zumeist kurze Wortgefüge von bis zu 5 Buchstaben handelte.
  • Im Verlauf der Reha dann langsame Steigerungen und Worterkennung auf Zeit. Mühsam sind kleinere Artikel in Zeitungen und kurze Veröffentlichungen im Internet lesbar. Es wird aber mehr als die 10-fache Zeit benötigt, wie dies bei einem gesunden Menschen der Fall ist.
  • Im Verlauf des dritten Monats nach dem Schlaganfall bessert sich das Lesen eines fremden, einfachen Textes soweit, dass etwa nur noch die 4-fache Zeit benötigt wird. Dies ist immer im Bezug auf ein lautes, deutliches Vorlesen zu sehen und nicht auf das schnelle überfliegende Erfassen eines Textes. Hier ist der Zeitunterschied erheblich höher.
    Als problematisch erweist sich hierbei immer noch, beim Lesen in möglichst kurzer Zeit, auch genug vom Textsinn zu erfassen. Denn derzeit ist das Gehirn noch hauptsächlich mit allen Ressourcen darauf konzentriert, den Text als solchen zu erfassen.
  • Mit PC-Programmen wird in der logopädischen Behandlung das schnelle und ganzheitliche Erkennen von Wörtern und Wortgefügen trainiert, was den Leseablauf dann mit der Zeit deutlich steigert.

Soweit der Stand nach den ersten 12 Wochen. Die Entwicklung ist ebenfalls dem Verlaufstelegramm auf den nächsten Seiten zu entnehmen.

 

 

Faktoren und Ursachen für das Auftreten des Schlaganfalls


Vor dem Schlaganfall habe ich über nahezu 30 Jahre täglich zwischen 20 und 30 Zigaretten am Tag geraucht. Daher war auch einer meiner ersten Gedanken zu einer möglichen Ursache mein Zigarettenkonsum. Ich denke auch heute noch, dass mein Rauchen nicht gerade vorteilhaft für meine Gesundheit war, jedoch liegen die Ursachen für den Schlaganfall an einer anderen Stelle.

Laut den behandelnden Ärzten wurde die Vertebralis-Arterie u. U. bereits vor einer längeren Zeit durch äußere Einwirkung (Stoß, Überdehnung der Halswirbelsäule, etc.) beschädigt. Dies ist eine Möglichkeit, die auch bis in das Kindesalter zurückreichen kann. Genauso kann es aber auch noch andere Gründe für den Schaden an der Arterie geben, der ursächlich für den Schlaganfall war.
Hier kommen erblich bedingte Schwächen (mein Vater erlitt ebenfalls einen Schlaganfall, jedoch aufgrund der Schädigung eines anderen Blutgefäßes zum Gehirn) oder eine sonstwie angeborene Schwäche des betroffenen Blutgefäßes in Betracht.
Letztlich bleibt es aber bei Spekulationen, da ein Nachweis hinsichtlich des Auslösers der Schädigung nicht erbracht werden kann.

Auch wenn das Rauchen nun nicht der auslösende Faktor für den Schlaganfall war, so habe ich seit dem 04. Februar 2008 keine Zigarette oder ein anderes Rauchutensil mehr angefasst. Erstaunlicherweise fiel mir dies leichter, als anfänglich nach der Entlassung aus dem Krankenhaus Bardenberg angenommen.

 

 

Fazit: Glück im Unglück - ... und: Was kann man tun?


Nicht richtig Sehen und Lesen zu können, stellt eine nicht zu unterschätzende Einschränkung im täglichen Leben dar, die von Außenstehenden meist gar nicht wahrgenommen wird, bzw. wahrgenommen werden kann.
Die Leseeinschränkung kann man nur erwähnen, ob sie wirklich nachvollziehbar ist, hängt von jedem selbst ab, der sich versucht in diese Situation hineinzudenken.

Die Behinderung beim Sehen durch die Hemianopsie ist leichter zu erklären und für einen gesunden Menschen letztlich auf folgende Weise selbst nachzustellen, solange man eben einen glatten halbseitigen Gesichtsfeldausfall simulieren möchte: Man stelle sich als gesunder Mensch in einem Zimmer so an einen Türrahmen, dass man mit dem einen Auge am Türrahmen vorbei in den nächsten Raum schaut. Das andere Auge muss dabei einfach gegen den Türrahmen sehen und somit keine Sichtmöglichkeit mehr haben. Das, was man nun sieht, ist ungefähr das, was ein Patient mit einer Hemianopsie als Gesichtsfeld hat.
Eine recht gute Erklärung hierzu findet sich auch bei Wikipedia.

Trotz allen Einschränkungen ist ein Zurückziehen und Verzweifeln über die eingetretene Situation ganz sicher der falsche Weg. Vorwärts kann es nur gehen, wenn man sich selbst aktiv um Verbesserung bemüht. Hierzu helfen einem hinsichtlich des Sehens die beschriebenen Übungen und logopädische Unterweisungen und Übungseinheiten steigern wieder die Lesefähigkeit und damit die Lesegeschwindigkeit.
Wichtig ist die eigene Aktivität, den eingetretenen Zustand zum Guten zu verändern. Hierzu braucht es viel Geduld und eben auch Zeit.

Denkt derjenige, der "nur" eine oder beide dieser Einschränkungen hat, einmal darüber nach, was sonst noch an Behinderungen bei einem Schlaganfall auftreten können, so kann dies nur zu dem Schluss führen, dass man letztlich doch noch Glück im Unglück hatte.
Den eingetretenen Behinderungen gilt es eben mit Geduld und Ausdauer entgegen zu treten und gleich, ob durch Remission oder durch neues Erlernen (Stichwort: Neuroplastizität des Gehirns) eine Besserung eintritt, diese Einschränkungen zu minimieren oder sogar ganz oder zumindest weitgehend zu beseitigen.
Die folgenden Seiten zeige meine Erfolge in dieser Hinsicht.

So sollen diese Seiten dem einen oder anderen, der in einer ähnlichen Lage ist wie ich, Mut machen, mit Geduld, Ausdauer und dem nötigen Ehrgeiz gegen die gesundheitlichen Einschränkungen anzugehen, bis wieder ein relativ normaler Alltagsablauf möglich ist.

 

Verlaufstelegramm der Hemianopsie (halbseitiger Gesichtsfeldausfall)
und der Alexie (Leseunfähigkeit)

 

Teil 1 - Teil 2

Teil 4 - Teil 5